Mittwoch, Juni 28, 2006

Geburtstage im Schweineland

Der Schlips von Onkel Klaus war etwa die Hälfte dessen, was er längenmäßig im Vorfeld hätte erwarten lassen.

Die halbwüchsigen Cousinen, die ich als solche in Erinnerung hatte, die aber mittlerweile in den unteren twen Jahren waren, rauchten gemeinsam mit dem das Rauchen wieder angefangen habenden Geburtstagskind auf dem zugigen verqualmten Flur.

Das Sportlerheim hatte mystische eigentlich hässliche naive Landschaftsmalereien an der Wand, die teilweise schief hingen und die man schon zu weitgehend unkritischen DDR-Zeiten als lieblos bezeichnet hätte.

Es wurde ein Programm geboten, in dem im gewohnten holperigen und gebrochenen Paarreim (Kreuzreim oder Stabreim scheinen nicht der Situation angemessen) mit zugehörigem nicht definierbaren Jambus (sechshebig, fünfhebig, variabel?) die Lebensgeschichte des Jubilars in Stichwörtern dargebracht wurde. Vorgetragen vom netten Marco, der das alles nur stockend vorlas und von der überaus hübschen Steffi, deren S-Fehler schon auf einer vorherigen Hochzeit von CouSine Sindy für Mitleid und unterdrücktes Gekicher beim weltgewandten Publikum gesorgt hatte.

Selbige Cousine (eigentlich) Cindy hatte ihre Nachkommenschaft eindeutig unter die Schirmherrschaft von Astrid Lindgren gestellt, heißen selbige doch Lasse und Ronja. Ronja weilt erst seit kurzem unter uns, scheint aber noch eine Nachkommenschaft mit sich zu bringen, zumindestens trägt ihre Mutter da augenscheinlich noch irgendwas mit sich rum.

Oma war nicht da, denn sie ist im Pflegeheim und es würde wohl alles zuviel und zu stressig werden. Trotzdem wird sie zu Weihnachten von meiner Tante nach hause geholt werden, weil da ist die Situation mit Veränderungen natürlich komplett anders. Man muss das gewohnt differenziert sehen. Das tut auch mein Opa, der erst von der Feier nach etwa einer halben Stunde verschwinden wollte, dann aber noch auf ein Bier bleibt und dann noch auf ein zweites und dann noch auf ein drittes. Alles in allem ziemlich glücklich ohne die von ihm tyrannisierte Frau, die nun ihren Lebensabend im Pflegeheim verbringt. Und selbiges besucht er tatsächlich auch ab und an, nicht um mit in das Zimmer seiner Frau zu gehen, sondern um die Zeit, in der seine Kinder dies tun, in der hauseigenen Cafeteria zu verbringen.

Es gibt Lachs vom Vater der Frau des Jubilars, von selbigem eigenanglig in Norwegen aus nem Fjord gezogen und hernach gebeizt und mariniert. Der Lachs hat Gräten, das merke ich, obwohl er mich (ohne auf seine eigenen Verdienste hinzuweisen oder selbige vermuten zu lassen) darauf hinweist. Zum Glück erwähnte ich nicht, dass der Fisch Gräten hat.

Das Essen kommt, nachdem wir um 17.00 Uhr anwesend sein sollten, letztendlich um 19.00 Uhr. Alle sind bereits hungrig und in der mittlerweile warm geatmeten Atmosphäre des Sportlerheimes angekommen und miefen diese weiter gemeinschaftlich zu. Schönste Essensstimmung, das Büffet wird eröffnet, los geht’s und hinterher natürlich einen Kräuter; üblicherweise einen mit dem Namen eines Wildtiers und zugehöriger Herkunft (Hase aus dem Fläming, Keiler aus Hardenberg usw.)..

Gegen neun muss man dringenden nach Hause, denn man kam ja nur mit einem Auto und der Kleine…Ihr wisst schon….naja…

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