Das Amtsgericht Schwandorf ist in Schwandorf, eine nicht zu unterschätzende tatsache, denn Schwandorf ist klein und so ein Amtsgericht wäre gar nicht zuzutrauen gewesen. In Schwandorf gibt es noch einen Bastelladen, in dem nichts Anständiges zu verschenken zu bekommen ist, einen Imbissbäcker, in dem es "exzellente Croissants" und Leberkässemmel für 1 € gibt und es gibt einen Bücherladen. Sonst in der Sandstraße (Sandgasse wäre auch nicht unpassend gewesen) das Amtsgericht eben. Als wir 20 Minuten vor der verhandlung eintreffen, ist niemand da, auch nicht die Auskunft genannte Pförtnerfensterbesatzung ist da. Die Amtsgerichtstoiletten sind mittelsauer und erfüllen weitgehend ihren Zweck, auch wenn ab und an auf die Türenüberschreitende Geräuschentwicklung zu achten ist.Die Stühle im Amtsgericht sind von Designern ersonnene Platten, die sich ähnlich alten Kinostühlen runterklappen lassen, doch verleiht ihnen ihre ebene Form eine unvergleichliche Unbequemlichkeit. Die Türen zu den Sitzungssälen (ich kann hier nur für die am Saal Nr.5 sprechen) sind etwas durchlässig, wenn der inwändige Sprecher klar und laut spricht, eben mit männlicher Stimme oder mit dem wohlklingenden sonoren Klang der wunderbaren Zeugin Stefanie Fritsch, die außerdem noch selbst durch die geschlossene Tür durch ihre Anmut erstrahlt.
Während der Verhandlung (und meinem beiläufigen unauffälligen Lauschen an der Tür) schlurft dreimal der Auskunftsjustizangestellte mit wichtigen Akten durch, stößt sich an der Tür, sagt "oh das hat jetzt aber wehgetan" und verschwindet wieder. Er hat während all seiner Gänge dieselben Akten unter dem Arm und ich glaube, er versucht auf diese Art und Weise nur, vor Zeugen und Besuchern seine Anstellung zu rechtfertigen. Immer wenn er vorbeikommt, hört man ihn schon von weitem, ich setze mich hin und bin sauer, denn durch seine Gehgeräusche kann ich nichts mehr aus dem Gerichtssaal erlauschen.
Später gehen wir zu Raum Nr. 62, wo man seine Kostenerstattung beantragen kann. Der Justizangestellte hier ist etwas wirr und seine Einstellung in den Dienst kann wohl nur mit gemilderten Ansprüchen der bayerischen Justizbehörde im damaligen Zonenrandgebiet zur sozialistischen Tschechoslowakei erklärt werden. Er trägt ein schwarz-stonewashed Hemd aus Jeansstoff mit verzerrten Eisernen-Kreuz-Applikationen auf beiden Seiten.
Er bestellt uns noch ein Taxi, macht das sehr gut und schon gehts flugs zurück zum Bahnhof, von wo desöfteren Züge in noch größere MEtropolen dieser Welt abfahren. Wir nehmen einen und Schwandorf nimmt weiter seinen Lauf.
Donnerstag, August 10, 2006
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