
warum fahre ich hier mit?
Ich frage mich das, als ich mit Christoph auf dem Weg zur Basisstation München bin. Ich stelle unterwegs und nach Ankunft in der Hauptstadt einer unseligen Bewegung fest, dass die Ausnutzung des Los Wochos Angebots bei McDonalds ein Fehler war, denn möglicherweise werde ich noch morgen auf der ersten Etappe die Nachwirkungen der Chililadung spüren, die mit extrem leichter Füllung in Sechserzahl Eingang in meine Verdauung gefunden hat. Möge sie ebenso einfach auch wieder herausfinden!
Am ersten Tag geht es von Matrei loss, nach einem ordentlichen Stau auf der Inntalautobahn sind wir schon Mittags um zwölf angekommen, ca. 2 Stunden nach unserem Plan. Nach 15 Minuten Fahrt und einem ersten schweißtreibenden Anstieg (warum mache ich das?) passieren wir ein Lokal und entscheiden uns für eine Stärkung, bevor es weiter geht. Auch wenn wir wissen, dass die heutige und erste Etappe sehr schwer mit 1697 hm sein wird und ebenso lang wie breit. Freundlich empfängt uns die Wirtin, doch auch sie kann nicht verhindern, dass der größte Fliegenstamm der Alpen unser Essen umschwirrt.
Später passieren wir einen See, den Obernsee auf dem Weg zum Sandjoch. Der Gedanke an Baden hatte sich trotz der vielen anderen dies tuenden Leute nicht ergeben, was sich als gut herausstellte. Eine Kuh beginnt, zeitlich parallel zu einer Fotosession mit ihr als Motiv damit, den See mit weiterer Flüssigkeit, die nicht aus ihrem Maul kommt, zu füllen. Wir müssen los und tun dies nach entsprechender Flaschenfüllung aus separater Quelle.
Unser Streckenautor Herr Stanciu, im folgenden des öfteren als A***loch oder auch Das A****loch bezeichnet, bezeichnete unsere Route hier als abbiegend vom Weg und übergehend in einer 750m lange Trage- und Schiebestrecke. WIr können diese nicht finden und machen bei der Suche die Bekanntschaft eines Quasi-Ötzis auf einer einsamen Hütte, der uns rät einen bestimmten Weg nicht zu nehmen, da uns dort "die Eier auf den Felsen schleifen würden". Wir folgen seinem Rat, finden wenig später (nach 50 hm umsonst) die Strecke und erblicken nach einer halben Stunde schlimmstem Geplage das Sandjoch auf dem Kamm, nicht ohne auch mal keine Konturen gesehen zu haben. Über einen Höhenweg mit diversen Hangabrutschungen geht es dann noch ein paar Kilometer an ehemaligen Verteidigungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg vorbei und irgendwann begrab Richtung Sterzing. Auf unserem Profil steht hier, dass es nochmal einen fiesen kurzen Weg nach oben gehen soll und siehe da, unterhalb der Brennerautobahn möchte unsere Route plötzlich auf kürzestem Weg wieder oberhalb der auf Stelzen befindlichen Brennerautobahn sein und schafft das auch unter unserem großen Geschimpfe. Wer das noch sportlich sieht, hat die Zeichen der Zeit verkannt.Dafür nächtigen wir in Sterzing im besten Haus am Platz, dem schwarzen Adler in einer Sissi-Suite. Die Angestellten des Hauses sind superfreundlich, erlauben Internetnutzung und waschen unsere duchgeschwitzten Sachen.
Von Sterzing gehts am nächsten Tag auf übersichtlicher und leicht einzuprägender Strecke über den Jaufenpass nach Meran. Jaufenpass, das heißt 7% fü 15km bergauf, den MP3-Player angeschaltet und los gehts. Ab und zu mal halten, um zu trinken und Zauberrigel zu verschlingen, aber ok. Einzig und allein die Sonne brennt und kann nur bei Waldabschnitten mal davon abgehalten werden. Ankunft auf dem Jaufenpass erfolgt nach vorheriger Narrung, weil der liebe Gott noch eine Hütte kurz vor dem Gipfel eingerichtet hat, in der trotz intensivstem Spähen bei der Vorbeifahrt niemand von uns sitzt, sondern erst 100 hm weiter oben. Dafür dort dann aber Suppe und Apfelschorlen und eine große Torte. Die Abfahrt von Meran erfolgt für mich gewohnt vorsichtig und im gelben Windbreaker, ersteres weil sich wenigstens im oberen Abschnitt ziemlich tiefe Abhänge neben der Leitplanke auftun. Der Weg nach Meran nach der Abfahrt ist leicht abfallend und schotterig, neben der Etsch entlanglaufend, in der wir trotz silbrig schimmernden Untergrunds unsere wohlriechende Füße baden. In Meran erfolgt die Zimmersuche delegiert, durch Aufteilung in sich erfrischende Biergartensitzer und tatsächliche Hotelsucher, die bald ein passendes Etablissement aufgetan haben. Hier stellt sich heraus, dass wir sogar einen Whirlpool auf dem Dach haben, in dem man erstens gut (oder schlecht) den Anstieg des nächsten Tages als Panorama am Horizont erblicken (steil) oder auch einhändig Bier vor alpinem Hintergrund konsumieren kann.
Am nächsten Tag sollte es eklig werden und das wird es. DIe Sonne brennt schon halb elf morgens, als wir noch über Asphalt und Radwege hinauf zum Vigiljoch fahren. Die Steigung erreicht mehr als 20%, zum Glück auf Asphalt weil sonst nicht fahrbar. Doch auch so reicht das, um sich in Kombination mit der Sonne für einen Zickzackweg bergauf zu entscheiden. Die Pause auf halber Höhe wird Patenpause genannt, denn wir hatten uns am Abend zuvor entschlossen, dass jeder in einer Art Möbiusschleife einen Paten übernimmt, aber auch jeder einen bekommt. Ich sorge für eine Verlängerung der Pause und werde dafür von meinem Patenkind gelobt. Oben auf dem Berg noch ein 2km Stück mit auf und ab Trail, sehr angenehm und spaßig zu fahren über diverse Fels- und Wurzelteile...Und am Vigilsjoch eine Rast in einem supermodernen und stylischen Hotel, für das wir sowohl gesamt als auch pro Person den Apfelschorlenkonsumrekord einstellen.
Die Abfahrt erfolgt streng bergab auf den Spuren der Transalp Challenge, die hier vor 2h durchgerauscht ist. Ich setze mich hinter den Sattel auf meine Tasche, was sich erfolgreich in Punkto Schwerpunktverlagerung aber nachteilig (stellt sich erst später raus) in Punkto Klassenerhalt der Tasche herausstellen wird.

Trotzdem eine echt anspruchsvolle Abfahrt mit max. 23% Gefälle, das dann auch zum Teil rutschend und mit ein oder zwei Beinen unten absolviert wird, von mir jedenfalls.es geht nochmal auf einer Straße einige Zeit bergauf im Ultental, wo wir irgendwann in St. Walburg ankommen. Dort kümmert sich Holger rührend zusammen mit und wahrscheinlich wegen der netten und jungen und auch gut aussehenden Angestellten im Tourismusbüro um eine Übernachtung. Am Ende schlafen wir in einer 70er Jahre Pension mit DDR-Gewerkschaftsreisebürocharme, in der wir ohne jede Aufsicht sogar die Sauna aktivieren können.
Morgens gehts über die Staumauer in St. Walburg hinauf zur Sptzenalm auf einem soliden Waldweg mit machbarer Steigung. Mittags sind wir oben, ab dort soll es eigentlich nicht mehr so sehr bergauf gehen, doch was danach kommen wird, hätten wir besser vor oder bei der Spitzenalmrast gewusst. Zumindestens Christoph und Armin, die ihr Essen auf einen späteren Zeitpunkt in einer weiteren Alm verschieben, ebenso Christoph sein Getränkenachfassen.
Nach einer Stärkung eines Teils von uns geht es somit weiter, erstmal tragend und schiebend über ein GEröllfeld an einem Hang entlang, mehrere Zäune querend und danach in nicht wirklich sanften Bergauf- und Bergabschwüngen über Felsen, Wurzeln und Schräglagen... Eine Panne von Holger bringt uns zum Halten undn wir treffen zwei einheimische Jungs, die hier einfach am Weg sitzen und uns zuschauen. Auf die Frage, was sie denn hier machen, antworten sie: Kühe schauen. Weit und breit keine Kühe, aber unsere Panne ist wohl interessanter und an dem beschriebenen Anflug von Weg kommen wahrscheinlich mehr Bescheuerte vorbei als sich eine Kuh jemals vorstellen könnte. Der Weg und die ewige Aufundab-Schieberei, -rutscherei und -fahrerei nehmen kein Ende bis wir irgendwann um halb sechs Uhr abends nach 12km Weg (von 52km) an der Laureinlam halt machen. Auf dem Weg dahin hängt plötzlich meine Vaude-Tasche baumelnd neben mir und wird nach diesem erstmaligen Einsatz per Tape haltbar gemacht. Von der Laureinalm gehts nochmal eine Stunde durch Schlamm und über Wurzeln bis zum höchsten Punkt der Etappe, dem Breznerjoch. Von dort kurz bergab und danach schockt uns Armin mit den Erkenntnissen aus seinem GPS, laut denen wir nochmals auf einem Pfad eine halbe Stunde bergauf fahren, teilweise mit richtig fiesen Rampen auf Schotter. Irgendwann hat auch das ein Ende, wir treffen auf einem tief ausgefahrenen Schotterweg einen Fiat Panda und denken uns, dass wo Autos sind, die Abfahrt so schlimm ja nicht sein könnte. Gefehlt, denn die folgende Abfahrt ist mit tiefen Schotterbetten, blutige Finger erzeugenden Zweigen, Löchern nach Betonabschnitten und einem Gefälle von eigentlich nur 15% und einer Länge von knapp 10 km echt anspruchsvoll. So anspruchsvoll, dass meine Füsse in den Clickies zu brennen scheinen und meine Bremsen zwischenzeitlich ziemlich krächzende Laute von sich geben. Irgendwann unten sind wir in Obstplantagen angekommen und der ABend senkt sich hernieder, in dem wir letztendlich noch eine 10km Straßenpassage mit Höchstgeschwindigkeit,surrenden MTB-Profilen und Tour de France gleichen Formationsfahrten überwinden.In Tuenno übernachten wir in einem Agritourismo und genießen die abendliche Piazza mit kubanischer Salsamusik nebst Gesang (sehr laut) und die Dienstleistungen einer Pizzeria. Diese ist so spezialisiert, dass Latte Macchiato ein unbekanntes Produkt ist, es unangemessen erscheint, Gläser zu einer großen Flasche Wasser zu reichen und Ramazotti grundsätzlich ohne alles, auf Nachfrage nach Eis und Zitrone nur mit Zitrone serviert wird. achso, Tee gibts es im Sommer nicht, da scheinbar der Eißwasserhahn an der gewöhnlichen italienische Kaffeemaschine temporär deaktiviert wurde.
Von Tuenno geht es nach Frühstück mit Hund weiter per Straße auf den Spuren der Transalp Challenge durch tropische weil beregnete Apfelplantagen Richtung Andalo. Wieder steigen die Schotterwege unverhältnismäßig steil an und die Angaben von maximalen 13% erweisen sich als wohl über hunderte Kilometer gemittelte Werte. Auf dem Gipfel zwingen uns Schwärme von Insekten zur Weiterfahrt, die angezogen durch Körpergeruch, den wir uns auf 3 steilen Betonrampen erschwitzt hatten, nach Nahrung suchen.Mittagessen in Andalo in einer Pizzeria (wieder keine Pasta erhältlich!), deren musikalische Beschallung dem Tarm-Center in Köln entspricht, bezüglich Inhalt und auch Volumen. Abfahrt nach Molveno mit gleichnamigem Lago, der uns zur Verkürzung der eigentlich bis Ranzo gedachten Etappe einlädt. Von unserem Hotel am höchsten Punkt des Ortes (nachdem wir am tiefsten, dem See vorher gewesen sind) sind wir abends schnell in der Altstadt und genießen dort das Essen und den Wein in einer Osteria, dem besten Mahl während der Tour.

Am nächsten Morgen zuerst am See entlang Richtung dann Ranzo, dann ansteigend auf Schotter, und wieder hinab. Dort bleibt Christophs Rotwild in einem Kiesbett stecken, während er seinen Weg einen Abhang herunter fortsetzt. Mit einige Mahlen und einer sehr umfangreichen Versorgung mit Desinfektion und Sprühpflaster gehts weiter nach Ranzo. Von dort über einen steilen Beton- und Asphaltweg hinab an einem Wasserschloss entlang. Ein nachfolgender Anstieg soll eigentlich unsere 700 nochwas hm an diesem Tag sichern, machen das auch, wir verpassen jedoch eine offensichtlich vollkommen unsinnige Schleife. Christoph hat mittlerweile erfahren, dass seine rückseitigen Bremsen nicht mehr bei ihm weilen, somit erfolgt die folgende Abfahrt vorsichtigst.
Über einen Trail (Marocche), den man auch vom Gardasee aus machen kann und über einen weiteren, der eigentlich laut Armin nur eine kurze Walddurchquerung sein sollte, erreichen wir schon die äußeren Anzeichen von Arco. Dabei landen wir plötzlich auf einem Plateau 3m über einer Gartensiedlung und korrigieren unsere Route tragend und grüßend an dort sitzenden Männern vorbei durch deren Garten.
Irgendwann dann Arco und ein Eis und 2 große Spezi und Ramazotti und noch son Limonenzeugs...
Später pedalieren wir auf dem Allerweltsradweg von Arco nach Torbole so nebeneinander her und stellen fest, dass die Strecke ebenso bis noch anstrengender gewesen ist als 2003. Gleichzeitig kam es mir irgendwie so vor, als sei die Euphorie etwas weniger gewesen als beim ersten Mal, was ja auch irgendwie nachvollziehbar scheint. Zur Feier des Abends gehen wir in Torbole groß essen und lassen uns dort von einem Tatjana-Gsell-Double bedienen, die uns vielerlei Fische in verschiedenen Darreichungsformen andient. Ich esse einen Hecht. So tschüß.
Am nächsten Tag fahre ich mit der Bahn aus Rovereto zurück nach Bonn. Auffallend sind die folgenden Erlebnisse:
Im Abteil, in dem ich einen Platz reserviert habe, haben italienische Kinder mit ihrer Mutter alle Sitze runter geklappt und toben.
In München habe ich großen Hunger und kaufe einen Imbiss leer, beachte dabei aber nicht die geringere Größe meines Magens gegenüber meinen Augen. ich kaufe 1x große Pommes, 2 Hotdogs und eine Leberkässemmel.
Im Eurocity nach Bonn sitzt ein verhaltensauffälliger Mann, der an allen Kopfbahnhöfen den Ausfall der Klimanlage mit dem Umspannen des zugs und gleichzeitiger Stromkreisunterbrechung erklärt. ALLEN LEUTEN, auch denen, die Physik abgewählt haben und auch alle sonstigen Fächer so wie er.
Zwischen Koblenz und Bonn sitzt eine Studentin ohne ausreichende Fahrkarte, was der Schaffner akzeptiert zu haben scheint, denn er kommt ca. 5,4 mal deswegen vorbei und setzt sich letztendlich neben sie.
Ich komme an.
Da!
Unsere Homepage mit Route, Bildern Videos(user: transalp pw: 2006)