Dienstag, Juli 25, 2006

Geh nicht zu cut and go!

Geh nicht zu cut and go!
Es ist Montag und alle Friseure, die etwas auf sich halten, haben zu. Warum denn? Ist das eine alte Abmachung, aus Zeiten, in denen man zum Barbier ging und sich nen Blutegel an die Ader setzen ließ? Und Montags haben Blutegel keinen Bock? Wie auch immer, alle Haircutters hatten zu, ich hatte riesengroße Haare, die nicht mehr gingen und gondelte mit dem Rad durch die Stadt auf der Suche nach einem Streikbrecher.
Ich fand ihn in oben genannten Cut and Go. Sah von außen ganz stylisch aus. Ich kam sofort dran, bei einer Frisörin, die vorher gerade noch ihren Arbeitsplatz aufgeräumt hatte.
„ Wie soll es denn werden?“ Die Antwort: „Wie immer.“ Wäre sicher nicht angebracht gewesen, so beschrieb ich hinten und an den Seiten kurz und oben auch etwas kürzer…Oh, denkt man sicher gar nicht, dass es nicht länger sein sollte…
Dies schwarzgekleidete, doch irgendwie billig aussehende Dame legt los und rasiert mit gekonntem Schwung mal eben in 2 Minuten, was Hairstylists in meinem Stammcutter in 15 Minuten mit anmutigen Schwung abschneiden. Sie geht dabei nicht zimperlich vor und erinnert an eine Maschine…Und mein Kopf ist der Maschine im Weg….Sie stößt schon mal dagegen…In Nullkommanichts ist sie fertig und bringt mich zum Haarewaschen..Das ist schlimm, dass es so schnell geht und dass sie so ruppig ist…Ist doch der Friseurbesuch neben dem zweckerfüllenden Haarekürzen auch ein sinnliches Erlebnis, (im Normalfall) von Frauenhänden bearbeitet, über den Kopf gestrichen oder auch massiert zu werden. Alles Fehlanzeige hier. Das Wasser hat zwar ne angenehme Temperatur beim Waschen, die Handbewegungen beim Waschen selber erinnern jedoch wieder an einen Heuwender bei der Arbeit. Bei einer sehr schnellen Arbeit. Fertig! Geh mal wieder an Deinen Platz! Sie duzt mich und anders als beim Salvatore Team stört mich das, denn ich frage mich, ob sie es tut, weil ich so jung aussehe und sie sich älter fühlt als sie ist. Entgegen dem jugendlichen Flair bei Salvatore, wo ich natürlich superst reinpasse mit meinem juvenilen Style, fasse ich das Duzen als herabschauend auf.

Der benachbart arbeitende Friseur ist schwul auf eine unangenehme achziger Jahre Art und Weise…Er trägt eine ¾ lange schwarze Jeans, die ENG ist und dazu ein schwarzes T-Shirt auf dem GEFLAMMT steht „Ich geh in Flammen auf“…was für ein Schwachsinn…Mottoshirts ohne Sinn. Später dreht er sich um, ich entdecke den Schriftzug Rosenstolz… Klischee, erfülle Dich…Er ist dünn und bedinet einen 55jährigen, der sich die Haaransätze schwarz nachfärben lässt und einen Rollentausch angestrebt zu haben scheint. ER fragt den Stosenrolzfriseur aus….was soll das denn? Es geht um das derzeit heißt Wetter und dass ¾ Fred diese Temparaturen einfach liebt…Und dass – wenn es nach ihm gehen würde – das noch ewig so wäre…Es geht nicht nach ihm und damit sollte das Thema gegessen sein!

Und wieder sind wir fertig und kulanterweise heuwendet sie mir die Haare nach dem Schneiden nochmals waschenderweise und lässt mich anschließend mit einem Handtuch auf dem Kopf stehen. Soll ich mich jetzt wieder auf meinen angestammten (nein, so lange saß ich nicht!) Platz setzen? Sind wir etwa fertig?

Sie erlöst mich aus der Rätselei und entlässt mich vor einem Spiegel mit Gel- und Sprayutensilien und bietet mir an, mich dort zu stylen? Ich allein?! WaS? Und wozu geh ich zum Friseur? Ich fahr mir unsicher durch die Haare, unsicher, ob ichdas nun tun soll oder nicht…ich entscheide mich dagegen, denn am Ende gibt das doch ausgebildeten Friseurinnen die Chance, über ihre Kunden zu lachen, die das mit dem Stylen nicht so drauf haben… Ich geh also mit zerzausten nassen Haaren pudelähnlich zur Kasse und bezahle 19 Euro, 1 Euro weniger als sonst mit Rundumsorglosbetreuung. Da wird man mich in einem Monat wieder finden! Nicht hier!

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